Mit der S1 ins Zentrum bin ich heute mal wieder am Anhalter Bahnhof ausgestiegen.
Das war einmal ein wichtiger Verbindungsweg zwischen Berlin und dem Fürsten- bzw. Herzogtum Anhalt (eröffnet 1839 ). Damals lag der Bahnhof noch außerhalb der Stadtmauern, vor dem Anhalter Tor.
Heute ist der Anhalter Bahnhof nur noch ein größerer unterirdischer S-Bahnhof.
Oben, auf dem Askanischen Platz steht ein kleiner Rest des Portals. Ein stummer Zeuge guter und schlechter Zeiten.
Die guten Zeiten kann man noch erahnen. 1874 bis 1880 wurde der neue Bahnhof gebaut. Die Halle war 34 Meter hoch, 170 Meter lang. Mit einer Spannweite von 62 Metern hatte die Halle damals die größte Spannweite auf dem europäischen Kontinent. Ein Bahnhof mit architektonischer Eleganz, Rundbögen mit schmalen Pfeilern. Von hier fuhren die Züge in den Süden. Von hier gingen Züge nach Wien, Budapest, Rom, Venedig, Neapel, Nizza oder Marseille ab. In Neapel gab es sogar einen Schiffsanschluss nach Alexandria. Auch der in den 30er-Jahren beliebte Luxuszug Riviera-Express fuhr vom Anhalter Bahnhof ab.
Aber auch dieser Bahnhof hat dunkle Zeiten unrühmlicher Bahngeschichte erlebt. Eine Tafel neben der Ruine des Bahnhofes erinnert daran, dass vom Anhalter Personenbahnhof in 116 Zügen über 9.600 jüdische Menschen nach Theresienstadt deportiert wurden.
Im zweiten Weltkrieg wurde der Bahnhof stark beschädigt und brannte nahezu vollständig aus. Das Dach stürzte ein, nur die vier Wände blieben stehen.
Der Bahnhof verlor an Bedeutung und der Bahnbetrieb wurde 1952 komplett eingestellt. Das Bahnhofsgerippe wurde dann 1959 gesprengt, so dass nur der Portikus als stummer Zeuge blieb.