Bei dem Waldstädtchen Oppenau, in der Ortenau, liegt das Kloster Allerheiligen. Von Bergen eingeengt, die ihre kahlen Häupter in die Wolken erheben, liegt es, wie von der übrigen Erde abgerissen, und nie blüht hier ein Frühling. Im Jahre 1196 wurde es von der Herzogin Uta von Schauenburg gestiftet. Der Sage nach ließ sie, um einen Platz zur Erbauung des Klosters zu finden, in ihrer Burg zu Gaisbach einen Esel mit Geld bepacken, und hingehen, wohin der liebe Gott ihn führen würde. Er ging. Auf der Höhe, wo jetzt noch der Eselsbrunnen mit dem Monument des Esels steht, schlug das gute Thier mit seinem Huf den Boden, und – eine frische Quelle rieselte hervor. Es löschte seinen Durst daran, und schlich weiter bis zur Bergkuppe, auf welcher die Kapelle steht. Hier mochte ihm wohl der schwere Sack zu lästig werden, daher er ihn abwarf, aber er rollte in die jähe Tiefe bis an das Ufer des Nordbachs. Nun war der Ort gefunden, wo das Kloster erbaut werden mußte. Es stieg empor, wurde mit Prämonstratensern aus Erpiboldszell besetzt, und Gerungus, Uta’s einziger Sohn, der erste Vorsteher desselben.
Jetzt ist die alte Stiftung aufgehoben, und wenige Menschen bewohnen noch diese Wüste. (Quelle: Friedrich Gottschalck, Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen, Halle 1814)
„Sagen und Legenden ranken sich um das Kloster Allerheiligen. Und nur ein paar Schritte entfernt stürzt die schönste Wasserfallkaskade im Schwarzwald in die Tiefe…“
Ja, das wollte ich natürlich auch sehen und obwohl der Tag eher feucht und ohne Sonne war sind wir hingefahren. Schließlich war auch Mark Twain 1878 hier und schrieb in seinem Buch A Tramp Abroad:
„…..erreichten wir den Gipfel und plötzlich teilte sich der dichte Vorhang des Waldes und wir schauten in eine tiefe, schöne Schlucht hinunter mit einem weiten Panorama bewaldeter Berge dahinter, deren Gipfel in der Sonne leuchteten und deren von Lichtungen durchzogene Hänge von violetten Schatten gedämpft wurden. Die Schlucht zu unseren Füßen – genannt Allerheiligen – bot am Ende ihres grasbewachsenen Bodens gerade genug Platz für ein abgeschieden von der Welt mit ihren Belästigungen gelegenes, gemütliches, entzückendes Menschennest, und folglich hatten die Mönche der alten Zeit nicht verpasst, es zu entdecken. Hier waren die braunen und anmutigen Ruinen ihrer Kirche und ihres Konvents, die bewiesen, dass auch die Priester vor siebenhundert Jahren bereits den gleichen guten Riecher hatten, die besten Winkel und Ecken eines Landes aufzuspüren, wie heute.“
Der Gatte wollte und konnte diese Tour nicht mitmachen wegen des nasskalten Wetters und seiner angeschlagenen Gesundheit. Also muss ich heute alleine wandern während er sich seinem Buch widmet.
Gleich zu Beginn entdecke ich den mystischen Ort. Denn die Tour startet am Klosterhof. Die Ruinen des Klosters ragen majestätisch gen Himmel. Ein wunderschöner Anblick, auch ohne Sonne.
Kloster Allerheiligen
Von der Abtei sind neben den Ruinen der Klosterkirche auch noch Teile der Gartenanlage erhalten.
„Die auf drei Terrassen angelegte spätbarocke Gartenanlage ist teilweise noch gut erhalten, von der oberen Terrasse sind die Becken und die Balustradeneinfassung vorhanden.“ (Quelle: Wikipedia)
Schade, dass heute, an dem trüben feuchten Herbsttag von einem Garten nicht viel zu sehen ist. Doch die Wasserbecken mit den Fontänen lassen eine Gartenanlage zumindest erahnen.
Wir heissen euch hoffen
Bevor ich den Weg in Richtung Wasserfälle fortsetze steige ich auf den Hügel hinauf zum „Ehrenmal des Schwarzwaldvereins“.
1929 errichtete der Schwarzwaldverein das Denkmal für seine Toten beider Weltkriege. In der Mitte eines offenen Rundtempels ist die Plastik eines sitzenden Kriegers mit Schwert. Auf dem Sockel der Plastik und innen auf dem Architrav befinden sich Inschriften. „Wir heissen euch hoffen“ und „Der badische Schwarzwaldverein seinen Helden im Weltkrieg 1914 1918. 1939 1945“
Der Weg hinunter ist etwas rutschig wegen dem nassen Laub aber auch das schaffe ich unbeschadet.
Zu den Wasserfällen
Dann folge ich dem Wegweiser zum Wasserfall, und bevor ich den Lierbach auf einer kleinen Brücke überquere lese ich die erste Sagentafel mit der Sage um Bruder Pauli.
Nach wenigen Metern ist der erste Wasserfall in Sicht. Noch sechs weitere werden folgen. Die Allerheiligen Wasserfälle sind die größten natürlichen Wasserfälle des Nordschwarzwaldes. Sie liegen zwischen 500 und 600 Meter über Meeresspiegel und fallen in sieben Stufen insgesamt 90 Meter in die Tiefe.
Ich folge dem Wasser über 226 Treppenstufen direkt an den Wasserfällen entlang hinab.
Eigentlich nennt man sie die Büttensteiner Wasserfälle. Der Name kommt daher, dass sich das Wasser auf seinem Sturz über sieben Fallstufen tief in den Fels gegraben hat. So schuf der sprichwörtliche „stete Tropfen“ die „Sieben Bütten“ (ausgewaschene Becken). Doch hat sich wegen der Nähe zum Kloster der Name Allerheiligen-Wasserfälle durchgesetzt.
Zuviel der Ehre
Wie schon erwähnt, erzählen kleine Tafeln am Wegesrand Geschichten aus dem Wald. Die Schilder wurden von freundlichen Menschen spendiert, die am Ende namentlich genannt werden – beim „Steinernen Bild“ ist das irgendwie was schiefgegangen. 🙂 🙂
Erzählt wird die Geschichte eines jungen Steinmetz‘ und einer Zigeunerin. Eines Morgens wird er wach – die Zigeunerin ist weg! Mit Tränen in den Augen bindet er ein Seil an einen Baum, lässt sich in den Steilhang hinunter und beginnt, das Antlitz der Geliebten in den Fels zu meißeln. Die Geschichte endet tragisch: „Dann schnitt er das Seil durch und stürzte sich zu Tode. – Mit freundlicher Unterstützung der Firma DOLL Fahrzeugbau Oppenau und des staatlichen Forstamts Oberkirch.“
Danke denn auch!
Zurück
Unten angekommen überlege ich, warum ich nicht vorher einen anderen Rückweg geplant habe. Und natürlich gibt es hier kein Handynetz und da ich mich mit den Gatten am Parkplatz oben am Kloster treffen will, muss ich nun die 226 Treppenstufen wieder hinauf.
Ist aber machbar, auch für Flachländer 🙂
Für mich hat sich die kurze Wanderung gelohnt. Und irgendwann komme ich mal bei schönerem Wetter zurück. (Dann würde ich gerne auch den Rundweg wandern)