…heißt es Freitagmorgen endlich. Immerhin kann das Wetter nicht schlimmer werden. In Berlin versinken gerade ganze Straßenzüge im Wasser. Heftiger Starkregen schon den ganzen Donnerstag…
Wir verstauen also unser Gepäck in das „Reissschüsselchen“ (das ist mein nun schon einige Jahre treuer Micra. Das Auto des Gatten, und eigentlich das Auto für Urlaub und lange Fahrten, hat kurzfristig seinen eigenen Urlaubswunsch in der Werkstatt angekündigt und auf stur geschaltet.) Also bleibt nur Koffer-Tetris und dann geht’s los.
Der erste Urlaubstag geht dann auch fast vollständig auf der Autobahn drauf. Fast 800km sind es bis nach Wangen im Allgäu.
Hier hat der Gatte ein Ehemaligen-Treffen. Und während die Ehemaligen sich an ihre 40 Jahre zurück liegende Lehrzeit erinnern, schaue ich mich etwas in dem Städtchen um.
Wangen liegt am Ufer der Argen. Es ist eine malerische, sorgfältig restaurierte Stadt mit kopfsteingepflasterten Straßen, Plätzen und Bauten von 1200 Jahren Geschichte.
Türme, Tore, Brunnen, lauschige Gassen und farbenprächtige Handwerkerhäuser mit kunstvoll geschmiedeten Auslegern prägen die denkmalgeschützte Altstadt, die seit 1976 unter Ensembleschutz steht.
Beim Herumstreifen durch die Gassen entdecke ich immer wieder Neues: Fachwerkwände, Wandbilder oder am Ende der Schmiedstraße Reste der Stadtmauer, ein Wehrgang und davor die Eselsmühle mit Mühlrad, die Badstube am Argenufer, in der ab 1589 die damalige Badekultur gepflegt wurde, in einer Zeit, als es noch keine häuslichen Badezimmer gab.
Besonders gefallen mir die lustigen „Figurenbrunnen“. Zum Beispiel der Antoniusbrunnen auf dem Saumarkt mit den kleinen Schweinen oder der Badstuben- oder Kopfwäschebrunnen an der Stadtmauer am Argenufer (eine resolute Frau, die dem sich sperrenden Mann den Kopf wäscht). Am Übergang von Ober- zur Unterstadt wurde den „verdruckten“ Allgäuern ein „Denkmal wider Humorlosigkeit“ gesetzt. Dieser Brunnen hat es in sich. Von Zeit zu Zeit spucken die verdruckten, weil aufeinandergestapelten Allgäuer den Passanten Fontänen entgegen oder hinterher. Für den Spott braucht man dann nicht selbst zu sorgen. Auf dem Sockel sind verschiedene Weisheiten im heimischen Dialekt enthalten, wie zum Beispiel;
„Wenn me 6 Allgeier ibrenand beigt, no isch dr oberscht so verdruckt wie dr unterscht!“ (Wenn man 6 Allgäuer übereinander legt, dann ist der oberste genauso verdrückt wie der unterste!) oder „Nix gsagt ischt gnuag globet“, “Alte Vögel sind schwer rupfe”, “Ma sicht nit i d’Leit nei bloß dra na“
Wenn man in Wangen ist dann ist ein Besuch im Fidelibäck zu Bier und Leberkäse ein MUSS. Es ist viel los in diesem Laden. Einzeltische für 2-3 Leute gibt es hier nicht – man setzt sich irgendwo dazu und alle rücken zusammen damit´s passt.. Es steht auch immer ein Korb mit frischen Wecken, Seelen und Laugenhörnle auf dem Tisch, von dem sich jeder selbst bedient. (Beim zahlen sagt man einfach was man hatte) Mir haben es die knusprigen Seelen angetan :-))
Ansonsten kann man an einem Tag in Wangen nicht so viel erkunden. Zum Abend haben wir in unserem Hotel (Mohren-Post) gegessen. Und auch hier war ich restlos begeistert.
Sicher gibts mal wieder eine Gelegenheit hier her zu kommen. Auf jeden Fall war es die Reise wert.
Und so geht der Urlaub weiter: RASTOKE ** WASSER IN ALLEN FARBEN
Liebe Judith,
tolle Stadt. Ich mag auch alte Städtchen mit schönen Fachwerkhäusern und Figurenbrunnen.
Im Allgäu waren wir noch nicht.
Liebe Grüße Ines