Unser letzter Tag in Rijeka ist angebrochen und ich möchte gerne noch einmal wandern. Dafür habe ich mir eine ganz besondere Strecke ausgesucht. Heute wandere ich mal direkt am Meer entlang, über die lange Strandpromenade “Lungomare” zwischen Lovran und Opatija an der Ostküste Istriens.
Seit über einhundert Jahren verbindet die zwölf Kilometer lange Strandpromenade “Lungomare” die touristischen Orte am nördlichen Teil der Kvarner Bucht in Istrien.

Von Volosko, ganz im Norden, zieht sie sich bis nach Lovran, wo sie mitten im Ort endet. Diese Promenade ist nicht nur aussergewöhnlich lang, sondern bietet auch unterschiedlichste Eindrücke. Vor allem aber natürlich auf das Meer. (Die Kvarner Bucht ist eher ruhig, aber heute ist es mal etwas bewölkt und windig und durch die vielen Felsen direkt am Ufer gibt es spektakuläre Wasserfontänen und gurgelnde Strudel.)
Ich beginne meine Wanderung in Lovran und laufe Richtung Norden. Das Schild “Obalni put” zeigt den Beginn der Promenade an. Meist führt sie wenige Meter über der Wasserlinie als Steinplattenweg direkt am Meer entlang.
Alle paar Meter führen Treppenstufen hinab zum Meer, zu Betonstegen, in winzige Buchten oder auf Felsen, zwischen denen auch teilweise kleine ebene Liegeflächen angelegt sind.
Hier gibt es hauptsächlich Betonstrände. Das hört sich für den Sandburgen-verwöhnten deutschen Urlauber zunächst unattraktiv an, aber es ist viel besser, als es klingt. Denn so hat man nach dem Baden keinen Sand in den Schuhen und der Badehose 🙂 Und vor allem: Alles ist kostenlos und immer frei zugänglich, direkt vom Weg aus. Laut Gesetz gehört die gesamte Küste dem Volk und ist öffentlich zugänglich. (Das wäre doch auch mal was für die deutschen Flussufer und Seen!)

Von Lovran aus erreiche ich schnell Ika, einen kleinen Ort in einer Bucht, der früher vor allem als Werftstandort bekannt war. Im Naturhafen, den die Bucht bildet, liegen Ruderboote, Fischerboote und kleinere Ausflugsboote locker verteilt. Ganz anders als im dicht gedrängten alten Hafen von Lovran.

Dann geht es weiter in Richtung Ičići. Die Promenade trägt hier den Namen “Obalno šestalište Franje Josipa I”, Küstenpromenade Franz-Josef I. Nachdem die Promenade im Verlauf des 20. Jahrhunderts und der unterschiedlichen Herrscher und Staatsformen mehrfach ihren Namen wechselte, erinnert der Name nun an die Zeit der Erbauer dieser Promenade.
Nach einem baumreichen Abschnitt komme ich schnell nach Ičići, das von einem langen, großen Strand beherrscht wird. Der Weg führt mitten durch die Terrasse des Restaurants Lučica. Die Mauern rund um das Restaurant sind mit Fischernetzen behängt, die mit Rettungsringen und tausenden Muscheln verziert sind.

Kurz danach passiere ich die Marina von Ičići. Ich bin jetzt nicht der große Experte, was Motoryachten angeht, aber nicht wenige der hier liegenden Schiffe dürften den Preis eines Eigenheims deutlich übersteigen….
Und dann bin ich in Opatija. Opatija ist der größte der Orte auf dieser Wanderung . Etwa 12.000 Einwohner hat die Stadt, der man noch deutlich ansieht, dass sie zur Zeit der Habsburger ein touristisches Zentrum war. Viele alte Hotels strahlen die Eleganz der Zeit um die Jahrhundertwende aus. (Auch wenn manche der alten Häuser dringend renoviert werden müssten)
Skulpturen sind entlang der Promenade aufgestellt, die bekannteste davon ist sicher das Mädchen mit der Möwe. Auch der 1908 erbaute Kunstpavillon Juraj Šporer liegt direkt an der Promenade.
Hier habe ich meine Wanderung entlang der Strandpromenade beendet. Das letzte Stück, nach Volosko, habe ich ausgelassen. In Opatija holte der Gatte mich wieder ab und wir genossen noch einen Imbiss und ein Ožujsko (aus meiner Sicht eins der besten Biere hier) mit tollem Blick auf die Adria.

Es war eine interessante Wanderung mit Ausblicken auf Villen und Grand-Hotels, die noch aus der Zeit stammen, als Opatija ein bevorzugter Ort für die Sommerfrische des Habsburger Adels war, mit spektakulären Yachten im Hafen von Ičići, gemütlichen Strandrestaurants, verfallenden Hotels aus der Tito-Zeit und Blumenpracht in den Gärten.

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