Flüchtlinge fressen

Wenn Wirklichkeit ins Theater einzieht, dann nennt man das Realismus. Wenn aber umgekehrt das Theater in die Realität einzieht?
Was, wenn es um echte Menschen und echte Schicksale geht?

Vor dem Berliner Gorki-Theater steht eine Arena mit vier lebenden Tigern, die Schauplatz des Dramas werden soll.  Flüchtlinge fressen prangt in großen Lettern über der Arena.
Wie im alten Rom  will das „Zentrum für Politische Schönheit“, Menschen öffentlich den Tigern zum Fraß vorwerfen.

Zwei digitale Countdowns zeigen:
Noch knapp zwei Tage bis zur Bundestagssitzung, in der die Regierung aufgefordert werden soll, das Aufenthaltsgesetz zu ändern, so, dass Asylsuchende künftig auch per Flugzeug einreisen können.
Und noch sechs Tage, bis dann hoffentlich die „Joachim 1“ in Izmir abheben wird, mit 100 Flüchtlingen an Bord.

Die „Joachim 1“ ist eine dem Bundespräsident gewidmete Passagiermaschine, die im Auftrag der „Flugbereitschaft der deutschen Zivilgesellschaft“ eine sichere Luftbrücke für Geflüchtete errichten will.

Laut der Künstlergruppe „Zentrum für Politische Schönheit“  sind mehrere Flüchtlinge bereit, sich von den Tigern zerfleischen zu lassen, falls die Bundesregierung nicht die Genehmigung dafür erteilt.

„Not und Spiele“ – eine radikale Inszenierung in Anlehnung an die Gepflogenheiten im alten Rom. Und wir als Zuschauer: Egal, ob wir versuchen uns passiv zu verhalten, und damit weiter mitschuldig machen am großen Sterben im Mittelmeer, oder ob wir hier aktiv für den Flug spenden und dann auswählen müssen, welcher Flüchtling an Bord darf .. uns bleibt eine unbequeme Position …Ein bisschen  „Spiel des Lebens“ …

Aber die Diskussion ist entfacht – das jedenfalls ist der Erfolg der grenzwertigen Aktion.

Ein Gedanke zu „Flüchtlinge fressen

  1. Die sympathische Idee des Künstlerkollektivs »Zentrum für politische Schönheit«, Flüchtlinge Tigern zum Fraß vorzuwerfen (in einem extra dafür gebauten Käfig), statt sie im Mittelmeer ertrinken zu lassen, stieß bei Berliner Behörden auf Unverständnis.
    Die Genehmigung wurde entzogen und der Käfig soll abgebaut werden …
    Heute in „Junge Welt“ zu lesen https://www.jungewelt.de/2016/06-24/044.php

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