Geschichtspark Zellengefängnis Moabit

Immer noch auf der Suche nach der perfekten (für mich und ganz subjektiv gesehen) Kamera, habe ich gestern ein neues Baby ins Haus geholt und auf meinem heutigen „after-work-walk“ ausgeführt. Das Baby ist die Olympus OM-D E-M10 II und unser Ausflug ging zu einem wahren Geheimtipp in Sachen Berliner Parks.

Mitten in der Stadt, nur ein paar Meter vom Hauptbahnhof entfernt kann man, umgeben von fünf Meter hohen Backsteinwänden in einer grünen Oase entspannen.
Wer hätte auch beim Anblick der Mauern gedacht, dass sich dahinter ein Park befindet…. Es ist ein noch junger Park, der Geschichtspark Moabit wurde 2006 eingeweiht.

Er befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Zellengefängnisses Lehrter Straße. Das von Friedrich Wilhelm IV. Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute Einzelhaftgefängnis war das modernste seiner Art. Von den Nationalsozialisten Anfang der 40er Jahre als Haftanstalt für politische Feinde genutzt, wurde es 1958 abgerissen. Nur die denkmalgeschützte Gefängnismauer und eine quadratisch-offene Betonskulptur erinnern an die ursprüngliche Nutzung. Mittlerweile ist der Ort ein außergewöhnlich ruhiges Stück Land inmitten chaotischen Großstadtrubels.

Im Geschichtspark werden die wichtigsten Merkmale des einstigen Gefängnisses durch Bodenreliefs, Pflanzungen und wenige Bauten dargestellt. Der sternförmige Grundriss des Bauwerks wird durch ansteigende oder abgesenkte Rasenebenen dargestellt. Auf der Fläche des vierten Traktes verdeutlichen Hecken aus Hainbuchen Lage und Größe einzelner Zellen. Eine Haftzelle ist durch Betonwände nachgebildet und kann betreten werden. Geht man hinein, erklingen Zeilen der „Moabiter Sonette“, die der Dichter Albrecht Haushofer (1903–45) in seiner Haftzeit 1944/45 verfasst hat. Aus diesem Werk stammt auch das Zitat, das in großen Lettern die Gefängnismauer ziert.

Von allem Leid, das diesen Bau erfüllt,

Ist unter Mauerwerk und Eisengittern

Ein Hauch lebendig, ein geheimes Zittern,

Das andrer Seelen tiefe Not enthüllt.

Ich bin der erste nicht in diesem Raum,

In dessen Handgelenk die Fessel schneidet,

An dessen Gram sich fremder Wille weidet.

………..

Man hat mich über meine Flucht befragt,

Warum ich nicht den Weg zum Rhein genommen,

Zur nahen Schweiz den jungen Strom durchschwommen,

Bevor man gründlich erst nach mir gejagt.

Ich wollte nicht aus meiner Heimat gehn.

Sie schien mir lange guten Schutz zu gönnen.

Dann hat auch sie mich nicht mehr bergen können.

Ich werde lebend kaum sie wiedersehn.

Infotafeln an den Parkeingängen erklären die Geschichte des Gefängnisses und erinnern an Schicksale der Insassen.

Trotz der historischen Bezüge hat der Park einen hohen Erholungswert. Es gibt großzügige Rasenflächen mit einzelnen Bäumen. Der Bereich an der Lehrter Straße ist mit dichtem Gehölz bewachsen, durch das sich ein Pfad schlängelt. Hier gibt es Ruhezonen und Spielplätze und ein Sternenlabyrinth. Es besteht aus altem Natursteinpflaster, Resten des roten Sandsteins, der für den Bau der Moltkebrücke verwendet wurde und Teilen der Brunnenanlage vor dem Zoologischen Garten…. Erinnerungen an die Zeit, als das Gelände Lagerplatz des Tiefbauamtes war. Mit dem Sternenlabyrinth wollen die Künstler daran erinnern, dass die Gefangenen nachts nur einen freien Blick auf die Sterne hatten.

 

Öffnungszeiten:

im Sommer täglich bis 21 Uhr, im Winter täglich bis 18 Uhr
Eingänge befinden sich in der Invaliden-, Lehrter und Minna-Cauer-Straße

Und die Kamera: Die hat dafür gesorgt, dass ich über die Adoption ernsthaft nachdenke. Momentan habe ich ja nur das „Kit“ 14-42mm 3.5-5.6.
Aber die Bilder sind super und das Handling macht richtig Spaß…..
Morgen werde ich dann mal ein paar weitere Einstellungen ausprobieren und dann gibt’s demnächst einen ausführlichen Bericht.

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