Heute auf meinem Weg durch Kreuzberg ist mir ein Mural aufgefallen. Direkt von der U-Bahn aus zu sehen, zwischen Prinzenallee und Kottbusser Tor (an der Fassade Wassertorstraße 65) prangt auf 45 Metern die tragische Liebesgeschichte von Daphne und Apollo.
Aus Rache für die Verspottungen durch Apollo schoss der Liebesgott Eros einen goldenen Pfeil auf ihn, sodass er sich unsterblich in Daphne verliebte. Diese hingegen beschoss er mit einem bleiernen Pfeil, was dazu führte, dass Daphne für die Liebe von Apollo unempfänglich wurde. Als die Bedrängung und das Werben durch Apollo Daphne unerträglich erschien, floh sie und bat ihren Vater Peneios, ihre Gestalt zu wandeln. Daraufhin verwandelte er sie in einen Lorbeerbaum, der für Apollo von nun an heilig war. In Gedenken an Daphne trug dieser fortan einen Lorbeerkranz oder eine mit Lorbeer geschmückte Kithara.
Im April 2018 entstand das Werk im Rahmen des Projektes „One Wall – eine Wand, eine Botschaft“ durch die Künstler Francisco Bosoletti und Young Jarus. Die Arbeiten an der Fassade dauerten über zwei Wochen.
Francisco Bosoletti ist ein bekannter Muralist aus einem kleinen Dorf in der argentinischen Provinz Santa Fe. Seine poetische und bildhafte Art, menschliche Körper einzufangen und diese mit schönen Elementen zu umranden, sind charakteristisch für seinen Stil.
Bei der künstlerischen Umsetzung dieses Murals hat Bosoletti Daphne in der Negativ-Version dargestellt,
Young Jarus, 1992 in Regina, Saskatchewan, Kanada, geboren, ist ein wahrer Meister des Realismus.
Er lässt seinen Apollo in der positiven Bildvariante erscheinen.
Diese Darstellung in positiv und negativ unterstreicht die Tragik der unerfüllten Liebe.
Die Verwandlung von Daphne, den Moment ihrer Auflösung als Mensch, kann man als Betrachter nachvollziehen. Wenn man das Bild mittels Kamera oder Nachbearbeitung in einem Fotoprogramm invertiert, erscheint Daphne in natürlichem Farbspektrum.
„Ein Kunstwerk, zwei Perspektiven. Unter dem Motto „One Wall – eine Wand, eine Botschaft“ gestalten international bekannte KünstlerInnen die Fassade von Gebäuden an öffentlichen Plätzen in Berlin. Initiiert wird „One Wall“ vom Urban Nation Museum, das unter der künstlerischen Leitung von Yasha Young Größen der nationalen und internationalen Street-Art-Szene nach Berlin einlädt. So wird das Gesicht der Stadt durch urbane Kunst verändert. Jedes „One Wall“ vermittelt eine künstlerische Position: Die Künstler setzen sich mit der Umgebung auseinander und gestalten daraufhin ein individuelles Werk. 28 “One Wall-“Werke gibt es schon in Berlin.“ (https://www.presseportal.de/pm/70990/3941105)